Vom Korn zum Mehl - die Mahltechnik der Belmer Mühle
Der unbedarfte Besucher der Mühle kann sich nicht vorstellen, wie kompliziert und komplex der Mahlvorgang in einer Mühle ist. Von der Anlieferung des Getreides bis zur Auslieferung des feinen weißen Mehls in Mehlsäcken bedarf es mehrerer hochtechnischer Arbeitschritte. Nach einer Mühlenbesichtigung mit einem Probemahlgang ist man erstaunt, wie dieser mehrstufige Vorgang in früheren Zeiten mit den damals zur Verfügung stehenden Antriebsmöglichkeiten überhaupt möglich war.
Die Vollmehl-Mahlanlage der Belmer Mühle ist auf vier Ebenen untergebracht, Keller, Rampenboden, Dachboden und Dachbühne. Von den großen Speicherböden wird das Korn vom Rampenboden in einen Einschütt-Trichter verbracht und gelangt zu einem Doppelelevator. Diese Transportkanäle überheben das Korn zur Dachbühne. Handelt es sich um gereinigtes Korn, wird es direkt zu einem Walzenstuhl weitergeleitet.
Muss das Getreide jedoch erst noch gereinigt werden, läuft es über eine selbsttätige Durchlaufwaage zu einem Getreidereiniger (Aspirateur). Dieser sondert mittels Gebläse und Sieben Staub und Sand aus dem Getreide. In der nächsten Station werden mit einem Magnet Metalle herausgezogen und mit einem kombinierten Rundkorntrieur das Rundkorn vom Langkorn (Schmachtkorn) getrennt. Mit Hilfe einer Bürstmaschine wird das Korn poliert.
Das nun mehr gereinigte Getreide landet wieder im Keller beim Doppelelevator und wird erneut zur Dachbühne transportiert.
Auf dem sich darunter befindenden Dachboden ist der Getreidequetsch– bzw. Brechstuhl untergebracht.
Nach dem Quetschvorgang wird das Getreide in grob und fein unterschieden und zum Doppelwalzenstuhl zur Vollmehlmahlung verbracht. Es ist auch möglich mit einem weiteren Elevator das Mahlgut wieder zur Dachbühne zu bringen und den Mahlvorgang zu wiederholen.
Nachdem die Walzen das Getreide zermahlen haben, ziehen Unterdruckpumpen das Mehl über Röhren in die sogenannten Sichterkästen auf den Dachboden. Dort werden Spelzen und kleine Steine aus dem Mahlgut herausgesiebt.
Letztlich kann der Müller das feine Mehl mittels eines Absacktrichters auf einer Dezimalwaage in Mehlsäcken abfüllen, wiegen und danach im Mehllager deponieren. In Spitzenzeiten z.B. während des Zweiten Weltkrieges wurden 15 Tonnen Mehl am Tag produziert und an die Backbetriebe der Region oder an die Wehrmacht ausgeliefert. Damals musste Tag und Nacht gemahlen werden.